Bericht Turnerreise 2020
Für die sozialintelligenten Menschen im Turnverein Guntershausen ist es üblich, mehrmals jährlich
grossangelegte Unternehmungen zu machen, mit dem Ziel das Gemeinschaftsgefühl der
alteingesessen und neuen Mitglieder zu stärken und weiter ausbauen. Eine Tradition ist die jährliche
von einem Mitglied organisierte Turnerreise. Das schriftliche Festhalten der Aktionen ist im
Turnverein ebenfalls Tradition. Der Brauch möchte es, dass derjenige den Bericht schreibt, der am
Tag der Abreise als letzter auftaucht. Dieses Jahr, an seiner ersten Turnerreise, hatte Daniel Josipovic
diese Ehre.
Jan Widmer hatte für die Turner einen wunderschönen Ausflug nach Kandersteg organisiert, der trotz
der Covid-19-Sicherheitsbestimmungen ein voller Erfolg wurde.
Der Ausflug begann damit, dass diejenigen mit Wecker sich pünktlich um 06:20 Uhr am Bahnhof
Guntershausen versammelten. Nach etwa 3 Stunden im Zug kamen Sie in Kandersteg an und liefen
zusammen zum Sportgeschäft. Die Turner teilten sich in die Gruppen «Kletterer» und «Nicht-
Kletterer». Die Kletterer deponierten das Gepäck beim Geschäft. Die Bergflöhe wurden mit der
Kletterausrüstung versorgt und gingen danach direkt unterhalb der majestätischen Felswand, die sie
zu besteigen hatten, zu Fuss zum Einstieg des Klettersteiges, Allmenalp der Kategorie 4+. Nach einer
kurzen Einführung durch ihren inoffiziellen Guide Marcel begann die Kletterei. Als erstes galt es eine
6m hohe senkrechte Leiter zu bewältigen. Die einigen schon aus Seilparks bekannte Sicherung mit
zwei Kletterhaken musste dabei immer wieder von einem Abschnitt zum nächsten umgehängt
werden, um im Falle eines Absturzes nicht zu tief zu fallen.
So kletterten die Turner nun Meter um Meter in die Höhe. Dabei wechselten sich die Abschnitte mit
kurzen Armierungseisen als Tritte, blankem Fels und immer wieder Leitern ab. Nachdem es einigen
am Anfang doch etwas mulmig in der Magengegend war, wurde es ihnen nach und nach wohler und
sie gewöhnten sich an den Ausblick der sich ihnen nach unten geboten hatte.
Nach einem 1/3 der Strecke gab es die Möglichkeit einer Pause, die auch von allen dankbar genutzt
wurde. Allmählich war es an der Felswand in der direkten Sonne dann doch recht warm geworden.
Nach einer Stärkung ging es auch gleich mit dem Highlight, der auskragenden Drehleiter weiter. Es
galt nun konzentriert weiter zu klettern, denn einen Fehltritt wollte man sich besser nicht erlauben.
Da sie nicht die einzigen waren, konnten die kurzen Wartezeiten fürs nächste Hindernis in der Wand
auch immer zur Erholung genutzt werden. Die immer längeren Wartezeiten und der Stau in der
Felswand brachte einige Turner kurzerhand dazu die Abzweigung zur noch etwas schweren
Teilstrecke zu nehmen. Dieses Teilstück hatte das Klettersteigniveau 5 von 6.
Wenn man nun den Blick nach oben richtete sah man die Turner wie Steinböcke überall in der Wand
verteilt. Mit einer Tyrolinie über 50m wurde dann auch noch der Wasserfall überquert und es stand
das letzte Teilstück an. Nach zwei Stunden reiner Kletterzeit und dem Überwinden von 370
Höhenmetern, vier Leitern und 880 Eisentritten, praktisch immer senkrecht nach oben, erreichten
auch die letzten Turner das Ziel oberhalb auf der Felswand.
Nun machten sich die Strapazen vom Klettersteig bei einigen bemerkbar und alle waren froh, als das
Allmen-Beizli erreicht war. Bei isotonischen Getränken und Allmen-Kaffees wurde begeistert über
den Klettersteig und die Erlebnisse diskutiert. Der Ausblick über das Tal mit dem Dörfchen
Kandersteg und dem Oeschinensee, der zwischen den Bergflanken sichtbar war entschädigte für die
Strapazen. Etwas später ging es dann mit der kleinen Seilbahn von der Allmenalp wieder zurück ins
Tal zum Sportgeschäft. Nach Rückgabe der Kletterausrüstung machten sich die Turner auf zur
Seilbahn, die sie zum Oeschinensee bringen und wieder mit den «Nicht-Kletterern» vereinen sollte.
Am späten Nachmittag wollten viele der anderen Besucher wieder ins Tal runterfahren und beim
Anblick dieser Warteschlange waren alle heil froh, dass sie die Nacht hier verbringen konnten. Der
Fussmarsch (ca.25 min) von der Bergstation zum Berghaus stand als letzte Aktivität vor dem
Feierabend an.
Die Nicht-Kletterer von heute Morgen waren direkt mit der Gondel zur Bergstation hochgefahren
und warteten dort Karten spielend auf den Berichtschreiber Daniel, um mit ihm zuerst mit der
Rodelbahn zu fahren und danach gemeinsam zur Berghütte am Oeschinensee zu laufen. Die Nicht-
Kletterer verbrachten den Tag Karten spielend am See, waren kurz im Wasser und machten am Ufer Nickerchen.
Die Kletterer kamen am Oeschinensee an und sprangen nach einer warmherzigen Begrüssung der
«Nicht-Kletterer» auch direkt ins Wasser. Sie alle stellten, mit dem beim Mann festinstallierten
Thermometer, amüsiert fest, dass das Wasser sehr kalt war. Elmar mit Z blieb am längsten im Wasser
und schaffte es mit seiner Situationskomik und seinen Schwimmkörper-Imitationen, die
Aufmerksamkeit vieler männlicher und weiblicher, junger und alter Badenixen zu erlangen. Es war für
alle Beteiligten sehr lustig.
Als die Sonne allmählich versank, kam der Appetit auf und die Turner versammelten sich auf der
Terrasse der Berghütte zum gemeinsamen Abendessen. Nach Kürbissuppen und Burgern als
Vorspeise kam der Hauptgang. Die Geister waren über die Vielfalt und Geschmack des Hauptgangs
geteilter Meinung. Die Bratwurst in Zwiebelsauce und Rösti fand ich lecker. Nach dem Essen war die
Stimmung grossartig. Es wurden einander zum Vergnügen Social-Media Accounts eingerichtet und
mit Karten gespielt. Einige hatten die Idee die Gegend zu erkunden und von Robin Fotos am Ufer
machen zu lassen. Am Abend gingen einige früh Schlafen während andere sich im Esszimmer am
Tisch mit Brettspielen vergnügten. Als die Brettspiele ihren Reiz verloren hatten versammelten sich
die Turner am gemütlichen Lagerfeuer. Die Stimmung war super, die Turner hatten neben viel Bier
und Witzen auch viele gute Gesprächen auf Lager, was dazu führte, dass der Abend immer länger
wurde.
Die ohnehin kurze Nacht wurde durch einige, die im Zimmer nicht zur Ruhe kommen wollten, noch
etwas kürzer. Den Schlafmangel aber bemerkte man am nächsten Morgen gar nicht. Das einzige was
auf das Gemüt schlug, war der dichte Nebel.
Nach einem sehr leckeren Berghütten-Frühstück war der nächste Punkt auf der Liste die Besichtigung
mit Führung der Sprungschanzen und anschliessendem Mountain Tubing auf dem Schanzenhügel.
Um dorthin zu gelangen nahmen einige die Gondel während andere sich mit einem Fussmarsch ins
Tal nochmal sportlich betätigten. An der Sprungschanze angekommen stärkten sich die Turner erst
mit einem Snack, als die Führung dann auch schon los ging. Es war sehr spannend zu hören, wie
dieser Sport gehandhabt wird und dass wir alle schon zu alt sind um mit dem Skispringen zu
beginnen. Wir durften auf der höchsten Schanze (K96, HS 106) Fotos von uns machen lassen.
Nach der Führung ging der Spass weiter mit dem Tubing. Der Adrenalinstoss war gross, als wir den
steilen Hügel herunterschossen. Leider floss aus technischen Gründen kein Wasser als unsere Gruppe
an der Reihe war, weshalb alle Turner mit ihren Reifen im zweiten Drittel des Hügels zum Stilstand
kamen. Oli Müller erhielt zufällig einen gewachsten Reifen, weshalb seiner am weitesten rutschte.
Die Jungs wechselten sich mit dem sogenannten «Star-Reifen» ab und experimentierten, wie man die
Reibung bei den anderen Reifen minimieren konnte. Der Spass war gross, nachdem sie die Reifen
benetzt und gemeinsam den Hügel heruntergerutscht waren.
Als es anfing zu regnen, war unsere Zeit gerade um und die nächste Gruppe an der Reihe. Wir
gönnten es ihnen natürlich von Herzen, einen nassen Hügel für ihr Geld zu bekommen und zogen
danach mit guter Laune und einer Vergünstigung ab. Nach einem kurzen Reiseprovianteinkauf im
Dorfladen, der sonntags geöffnet hatte, kam die Turnschar am Bahnhof an. Wir verweilten einige
Zeit in der Bahnhofbeiz und schlugen die Zeit mit dem Kartenspiel «Fuck-the-
Neighbor» alias «Fetzen» tot. Das Spiel machte auch denen, die es erst dieses Wochenende gelernt
hatten, sehr grossen Spass. Wir waren pünktlich auf dem Perron und im Zug nach Hause.
Nachdem Jan einige Passagiere und eine Oma mit Gehhilfe von unseren reservierten Plätzen
verscheucht hatte, konnten wir uns hinsetzen. Die Rucksäcke im Zwischengang zwangen einige
Passagiere zu Umwegen und einen zum Hürdensprung. Die Turner applaudierten heftig. Nachdem
die Turner im verregneten Winterthur in den Thrubo nach Will umgestiegen waren, unterhielten
Oliver Müllers Witze die Menge bevor es durch die Erschöpfung immer ruhiger wurde.
Die Turner verabschiedeten sich und gingen stolz und müde ihrer Wege.
Alle freuen sich auf die nächste Aktion des TSV Guntershausen.
Ein grosser Dank gebührt Jan Widmer für die Organisation. Ein weiterer Dank gilt Robin Ammann und
ebenfalls Jan für die grossartigen Fotos.
Berichterstatter: Daniel Josipovic